Es ist 6 Uhr morgens. Durch das Fenster lächeln mich meine eisüberzogenen Crocs - Plastikschuhe der Gattung - schrecklich aber praktisch - an. Ich überlege ob ich den Kaffee vor- oder
nachdemSelbstmord mache, nutze dann den Ausblick auf einen Kimbo, mit Bedacht in der Bialetti geköchelt, als Motivator. Schnappe mir die Badehose, Handtuch und Seife und jage in eben diesen
CrocsüberdenPlatz Richtung Dusche. So halbnackt sind -2 Grad bei Wind einfach schon die obere Grenze.
Jetzt muss das Handtuch getrocknet werden und auch der Mann. Dieselheizung sei Dank, es bildet sich keine Feuchtigkeit. An meinem Raumschiff-Kontrollpanel brenne zwei rote Dioden: WC ist voll und
Wasser ist aus. Also zuerst mal den WC Tank 10 Kilo leeren. Die Station dafür ist 200 m entfernt. Dann zurück zum Rollhaus zurückschlurfen. Wasserkanne fassen, nochmals 600 m für 3 Ladungen a
10Liter; die Wasserhähne in der Nähe meines Stellplatzes sind wegen Frost abgeschaltet.
Nach dem Kaffee verabschiedet sich das Gas. Ja richtig gerechnet, 200m zur Reception Flasche 11 Kilo tauschen. Mittlerweile flanieren meine drei temporären Adoptivkatzen vorbei. Der
Blickverrätmanerwartet Action vom Futterknecht. Die ganze Verteilerei von Fleisch stellt mich erneut vor eine Aufgabe: gehe ich einkaufen oder nicht. Der Hunger siegt. Mit einem Riesensack in der
linkenundeinerKonfektion Wasser von 9 Litern in der rechten Hand ächze ich die zwei komma fünf Kilometer ab.
In einem Wohnmobil zu wohnen - so kann ich es beruhigt ausdrücken - passiert nix von selber. Es ist konstantes Management von Ressourcen, Du musst ein mal täglich staubsaugen sonst
hängenDirdieFlöckchen an den Haaren. Es gibt immer was zu reparieren und zu fummeln. Im Winter ist die Kocherei eine Scheisse. Am nächsten Morgen weisst Du genau was Du gekocht hast. Geniale
IdeenwieFondue,Raclette oder Fischspiess verwandeln sich in olfaktorische Albträume. Deshalb deklariere ich, dass das Aufreissen einer Packung Bündnerfleisch auch kochen ist.
Die gute Nachricht ist: im Sommer ist alles viel einfacher, wenig bis kein Energiemanagement und gegessen wird vom Grill, fertig. Aber der Winter hat in einem Bereich etwas zu bieten,
denmansicherschliessen muss. Es ist die absolute Stille und Einsamkeit in den Tessiner Bergen und die unglaublichen Panoramen. Das Bergwandern fordert Ausdauer, da es hier tendenziell eher steil
ist,aberdiefrühen Abende auf diesen Gipfeln sind mit Worten nicht zu beschreiben.
Josi, Samojede Hündin und Findling 2 jährig. Wir sind gerade am abklären wo sie genau ist….